Mehr als ein Viertel des jährlichen Wärmebedarfs könnte laut einer gemeinsamen Roadmap von Fraunhofer-Gesellschaft und Helmholtz-Gemeinschaft zukünftig durch die Technologie gewonnen werden. In Hamburg-Wilhelmsburg wird seit Januar 2022 gebohrt.

Die Roadmap gibt Handlungsempfehlungen, wie ein Potenzial von etwa 300 Terawattstunden, etwa ein Viertel des Gesamtbedarfs, pro Jahr möglichst schnell erschlossen werden kann. Der Fokus liegt dabei auf der Kombination von hydrothermaler Geothermie mit Tiefen zwischen 400 und 5.000 Metern und Temperaturen zwischen 15 °C und 180 °C, mit Großwärmepumpen und deren Einbindung in Wärmenetze.

In dem Papier werden fünf Empfehlungen zu Ausbau der Tiefengeothermie formuliert:

  • Klare politische Ausbauziele müssten formuliert und durch Gesetzgebung und vereinfachte Prozesse beispielsweise zur Flächenidentifikation unterstützt werden.
  • Das Fündigkeitsrisiko geophysikalischer Untersuchungen solle durch ein Explorationsprogramm gesenkt werden, andere Förderinstrumente wie die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze sollten erhöht werden.
  • Durch Investitionen in Schlüsseltechnologien wie Bohr- und Reservoirtechnologien oder die Entwicklung von Großwärmespeichern solle ein großindustrieller Maßstab erreicht werden.
  • Um die für den Ausbau notwendigen Fachkräfte zu gewinnen, sollten bildungspolitische Maßnahmen wie Aus- und Weiterbildungsprogramme geschaffen werden. Pro Megawatt installierter Leistung könne man entlang der Wertschöpfungskette von 5-10 Arbeitsplätzen ausgehen.
  • Öffentliche Akzeptanz müsse besonders auf kommunaler Ebene durch eine zielgerichtete Kommunikation und Teilnahmemöglichkeiten lokaler Interessengruppen erreicht werden.

Die Notwendigkeit des Ausbaus regenerativer Energien wird durch einen Blick auf die aktuelle Situation deutlich: Nur 15 % des deutschen Wärmesektors, der mehr als die Hälfte des Energiebedarfs ausmacht, werden bisher regenerativ gedeckt. Der Vorteil der Geothermie besteht zudem darin, dass sie witterungsabhängig ganzjährig Wärme liefern kann. 2020 lieferten 42 Geothermie-Anlagen 359 Megawatt Wärme.

Ein weiteres Projekt befindet sich seit Januar 2022 in Hamburg-Wilhelmsburg in der Umsetzung. Als Teil des Reallabors „Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg“ wird eine Geothermieanlage mit 3.500 Metern Tiefe und einer Leistung von 10 MW gebaut. 5.000 Haushalte können so mit grüner Wärme versorgt und etwa 7.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Geplant sind außerdem Power-to-Heat-Anlagen zur Nutzung erneuerbaren Stroms, Wärmepumpen und ein saisonaler Aquifierspeicher. Die 70 Mio. Euro schwere Investition wird mit rund 22,5 Mio. Euro im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Die Reallabore verfolgen drei Teilvorhaben: die geothermische Nutzung des Untergrundes, die Systemintegration und die Entwicklung von Lösungen für einen integrierten Wärmemarkt.

Text: Solites

Foto: Fraunhofer/Helmholtz

Quellen:
www.solarserver.de/Tiefengeothermie in Deutschland
www.fraunhofer.de/Roadmap
www.energie-und-management.de/Hamburg-Wilhelmsburg