Die erarbeitete Studie zeigt die Marktsituation der Fernwärme- und -kältesysteme in der EU. Dabei wird besonders darauf eingegangen, wie erneuerbare Energien eingesetzt werden und welches Dekarbonisierungspotential in dem Sektor vorhanden ist.  

Fernwärme versorgt derzeit 60 Millionen europäische Bürger mit Wärme und deckt etwa 11 % des Endenergiebedarfs für Heizung und Kühlung von Gebäuden ab. Der Wärme- und Kältesektor macht etwa die Hälfte des Energieverbrauchs der EU aus, der zu 75 % durch fossile Brennstoffe gedeckt wird. Gebäude haben mit 40 % den größten Anteil am gesamten Endenergieverbrauch. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Wärmesektor variiert je nach Land zwischen etwa 6 % (Irland und Niederlande) und bis zu 65 % in Schweden. Im Durchschnitt machen erneuerbare Energien in der EU 21 % der gesamten für Heizen und Kühlen verwendeten Energie aus. Sieben Länder außerhalb des RES-DHC Projektkonsortiums werden als Länder mit hohem Potenzial für erneuerbare Fernwärme und -kälte identifiziert.

Fernwärme- und –kältesysteme, in denen Solarthermie, Geothermie, Bioenergie oder  Abwärmenutzung als Energielieferant dienen, können zukünftig das Rückgrat des dezentralen Energiesystems sein und stellen die effektivste und wirtschaftlichste Option dar, um den Einsatz von fossilen Brennstoffen im Heiz- und Kühlsektor zu reduzieren und CO2-Emissionen zu senken. Dänemark, Schweden, Finnland, Litauen, Estland und Lettland haben die höchsten Marktanteile für Fernwärme. Auch wenn bislang diese Art der Wärmeversorgung in Ländern mit kalten Wintern am weitesten verbreitet ist, kann sie in ganz Europa eingesetzt werden.

Bei der Betrachtung auf EU-Ebene gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die an der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen im Fernwärmemarkt beteiligt sind. Die EU ist weltweit führend in erneuerbaren Wärme- und Kältetechnologien. Während der Fernwärmemarkt vor allem durch wirtschaftliche und politische Entwicklungen auf europäischer Ebene beeinflusst wird , sind Wärmeerzeugung, -versorgung und -verbrauch durch ihren lokalen Charakter geprägt. 140 Millionen europäische Bürgerinnen und Bürger leben in Städten mit mindestens einem Fernwärmesystem. Gemeinden und städtische Akteure spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der erneuerbaren Fernwärme und -kälte. Eine starke Einbindung lokaler Behörden unterstützt die Umsetzung von Projekten; und die Städte sind in einer guten Ausgangsposition, um emissionsarme Entwicklungspfade einschließlich Fernwärmestrategien zu entwerfen, die gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.

Die Europäische Kommission hat mit ihrer Strategie im Bereich Heizen und Kühlen die Rolle dieses Sektors im Dekarbonisierungsprozess stark betont. Allerdings können die heute ergriffenen Maßnahmen aufgrund von technologischem Lock-in einen erheblichen Einfluss auf zukünftige Anstrengungen haben. Fernwärme und -kälte sollte als Treiber für den Einsatz nachhaltiger Heiz- und Kühltechnologien und die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung, insbesondere im urbanen Raum, gefördert werden. Durch die Nutzung von Abwärme, die Verknüpfung mit anderen Teilen des Energiesystems und die Integration von thermischen Energiespeichern bieten Wärmenetze wertvolle Flexibilität für das europäische Energiesystem.

Neue Gesetze und Geschäftsmodelle sind erforderlich, um erneuerbare Fernwärme- und -kältenetze zu fördern. Projekte können auf viele verschiedene Arten finanziert werden, sowohl durch F&E-Mittel als auch durch private Finanzierung. Da jedes Projekt anders ist, gibt es keine eindeutige Lösung, jedoch gibt es europäische Programme und Investitionsfonds sowie nationale Finanzierungsinstrumente, die auf die Förderung erneuerbarer Fernwärmeprojekte abzielen.

Mehrere Länder außerhalb des Projektkonsortiums wurden als Länder mit hohem Potenzial für erneuerbare Fernwärme und -kälte identifiziert. Kroatien, Irland, die Niederlande und Spanien haben traditionell niedrige Fernwärmeanteile, verfügen aber über ein großes Potenzial für den Einsatz moderner, auf erneuerbaren Energien basierender Netze mit niedrigen Betriebstemperaturen. Die Tschechische Republik und die Slowakei haben einen hohen Anteil an Fernwärme, die auf fossilen Brennstoffen basiert. Hier liegt das Potenzial darin, diese Netze zu dekarbonisieren und auf eine erneuerbare Wärmeversorgung mit niedrigen Temperaturen umzurüsten. Auch Litauen hat ein erhebliches Potenzial. Trotz seines hohen erneuerbaren Anteils an der Fernwärmeversorgung hat das Land weitere ehrgeizige Ziele für Fernwärme mit erneuerbaren Energien.

Im Rahmen des RES-DHC-Projekts wurden zusätzlich zu dieser EU-Studie weitere detaillierte Erhebungen zu erneuerbaren Fernwärme- und -kältesystemen in jeder am RES-DHC-Projektkonsortium beteiligten Modellregion durchgeführt.

Die nationalen Grundlagenerhebungen der Modellregionen sowie die Grundlagenerhebung auf EU-Ebene in voller Länge sind im neuen Know-How-Bereich auf der RES-DHC-Website veröffentlicht: https://www.res-dhc.com/en/know-how/publications/

Link auf die deutsche Seite:  www.res-dhc.com/de/wissensdatenbank
Link auf die österreichische Seite: www.res-dhc.com/at/wissensdatenbank

Text:  Euroheat & Power; Übersetzung: Solites
Bild:  Hamburg Institute